Ein sehr persönlicher Nachruf zum Tod von Walter Horsch
Am Morgen des 17. Dezember 2017 ist Walter Horsch im 88zigsten Lebensjahr verstorben.
Walter war einer der wichtigsten Menschen, welche ich in meinem bisherigen Leben kennen lernen durfte. Er hat mich persönlich nach dem Zusammenbruch der DDR wie kein zweiter geprägt.
Bis zuletzt hat er sich für die Belange der von ihm maßgeblich mitgeprägten Firma HORSCH interessiert.
Eine große und starke Persönlichkeit ist von uns gegangen und seine menschliche Größe wird für viele, auch für mich, nicht erreicht werden können.
Es ist eine bisher unbekannte Wahrheit, aber wenn nicht jetzt, wann dann, muss es gesagt werden:
Es klingt vielleicht für manch Außenstehenden überzogen, aber in der schwierigsten Zeit nach 1990 hat er zu mir und auch meiner Frau Ulrike gestanden und es erst damit möglich gemacht, dass ich heute diesen Nachruf schreiben darf.
„Geht so mit anderen um, wie die anderen mit Euch umgehen sollen.“
Im Gegensatz zu so manch anderen, hat Walter Horsch diesen Satz Zeit seines Lebens jeden Tag und bei jeder Gelegenheit wirklich gelebt.
Es ist ja so einfach sich selbst als Katholik, Evangelist, Mennonit oder auch als Atheist zu bezeichnen, aber nur das wahre Leben zeigt uns, den Mitmenschen, ob man dies auch wirklich lebt und ist.
In jedem von uns steckt auch das Böse und man muss ständig gegen die darin enthaltenen Eigenschaften der Gier, des Neides und der Missgunst ankämpfen. Sehr selten trifft man im realen Leben Menschen, denen diese Eigenschaften fremd sind. Walter Horsch war so ein Mensch!
Unseren geplanten Urlaub in Schweden haben wir um einen Tag verschoben, um der freundlichen Einladung der unmittelbar betroffenen Familienangehörigen zu folgen und am 27. Dezember 2017 am offenen Sarg in Schwandorf Abschied von Walter Horsch zu nehmen.
Es war ein, für mich, sehr schwerer Tag, wollte ich doch einerseits von diesem großen Mann Abschied nehmen, aber gleichzeitig musste ich auch an die Stätte meiner größten beruflichen Erfolge nach der politischen Wende und meiner ungerechtfertigten Demontage und persönlichen Erniedrigung zurückkehren.
Walters Sohn, Traugott und seine Frau Martha haben Ulrike und mich über die Todesumstände ausführlich informiert und auch mit Theodor Leeb konnten wir sprechen.
Besonders gefreut habe ich mich, dass die, mir bis dahin unbekannte Schwester von Martha (kommt ursprünglich aus Nicaragua), spontan ein Exemplar meines Buches „Wer Wasser nach oben schüttet“ zugunsten unseres Hilfsprojektes in Indien, gekauft hat.
Am 05. September 2017 schrieb mir Walter, dass er inzwischen mein Buch gelesen hat. Es hatte aufgrund seiner Krankheit etwas länger gedauert. Er hat danach weitere fünf Bücher zum Verschenken bestellt.
Sein, inzwischen an den Rollator gefesselter, Bruder sprach mich vor der Trauerfeier an und lobte das Buch. Walter hatte ihm eines zum Geschenk gemacht.
Nicht unerwähnt soll die Aussage von Walter in seiner Email bleiben, dass er in meinem Buch das Wort „Vergebung“ vermisse, „welches bei uns Christen eigentlich bei solchen und ähnlichen Fällen oder Auseinandersetzungen, dazu gehört.“
Zu Walters Vermächtnis gehört auch der folgende Satz:
„Aufrichtige Vergebung bringt dich zu innerer Freiheit.“
Ich bekenne, dass ich das in diesem Falle bis heute nicht vermag, denn wenn wir alle, alles Geschehene so einfach vergeben könnten, dann würde so manches Bösen auf dieser Welt ohne moralischen Dünkel weiterhin geschehen.
Vergebung setzt auch immer eine Entschuldigung für begangenes Unrecht voraus und ist damit auch eine Art des Gebens und Nehmens, aber auch hier kommt es immer auf den richtigen Zeitpunkt an.
Ohne Walter Horsch gäbe es die Firma HORSCH in ihrer jetzigen Form nicht!
Mit ihm ist leider auch die Ära der „alten Firma Horsch“, als etwas ganz besonderes im Bereich der Landtechnik, endgültig zu Ende gegangen, welches viele der Kunden der ersten Stunden im Osten Deutschlands seit langem bedauern. Gerade diese Landwirte und Agrarunternehmer haben jedoch den Grundstein für die imposante Entwicklung der Firma gelegt.
Der Mensch Walter Horsch, seine fleischliche Hülle hat uns nunmehr für immer verlassen, aber sein Geist lebt in all denen weiter fort, welche ihn persönlich kannten, egal ob es sich dabei um die Angehörigen, Freunde und Bekannte handelt.
Ich bin stolz, dass mich Walter Horsch ein wichtiges Stück in meinem eigenen Leben begleitet hat und ich das Glück hatte ihn kennenlernen zu dürfen.
Meine Frau Ulrike und ich wünschen allen unmittelbaren Angehörigen, ins besondere seiner Frau Gudrun und seinen Kindern und Enkeln alles Gute auf deren weiteren Weg durch das Leben.
Wolfgang Nürnberger