Wir waren auf der Agritechnica 2005
250.000 Besucher, neuer Besucherrekord und wenn man die Augen geschlossen hat und nur auf die Geräusche in den Hallen gehört hat, na was war dann?
Wissen Sie es wirklich nicht? Mensch, wenn man ein Ossi war, dann fühlte man sich 20 Jahre zurückversetzt, denn Russisch war doch so was wie die zweite Messesprache in Hannover. Wo die nur alle hergekommen sind? Vielleicht hat das was mit dem Aufschwung Ost zu tun, aber was soll denn dann bei uns im Westen aus uns werden? Für uns kleine Furzer war doch fast nichts mehr ausgestellt, bei dem miesen Angebot hätten wir eigentlich Rabatt bekommen müssen! Die Künast war auch nicht mehr da und der Trettin hat sich erst gar nicht getraut.
Ja, was berichte ich nun meinen Berufskollegen daheim? Und knauserig waren die diesmal alle. Außer den Scheiß gelben Eimern, wo man den ganzen Tag damit rumlaufen muss, gab es noch am meisten die roten Beutel beim Horsch in Halle 11; also der war wirklich schlau, die haben mir sogar zwei aufgeschwatzt, weil man doch darin so schön alle Plastiktüten von den anderen Firmen verstauen könne. Nachmittags liefen dann alle auf der Messe mit roten Beuteln und gelben Eimern rum und dann noch dauernd das Russische, also wirklich, da war mir doch fast schon etwas mulmig zumute. Und dann hat mich doch beim Horsch-Stand so ein ostdeutsches Rindsvieh angequatscht, dass es heute auf alle 18 m Sämaschinen 10 % Rabatt für uns aus Bayern geben würde.
Also allein in der Halle 11 konnte man schon verrückt werden, da stellt der Hatzenbichler eine Sämaschine mit angeblich 18 m Breite aus, ich habe aber nur acht große Schritte gemessen, weil das Ding so zusammengefaltet war, das du die Hallenbeleuchtung gar nicht mehr gesehen hast, wenn du dahinter standest.
Da war der Lemken schlauer, der hatte nur ein kleines Modell von einem Smaragd, welcher angeblich 14 m breit sein sollte und davor hat er die Zentralschmierung hingestellt, also da bist du, wenn du nach Leistung und Hektar bezahlt wirst, ganz schön angeschmiert.
Nur beim Horsch war so ein Riesending auseinandergeklappt dagestanden, aber der Horsch hat sich auch ganz schön raus gemacht in den letzten Jahren. Da soll mal einer sagen wir Bayern wären alle blöd, bloß weil wir unseren Allerbesten nach Berlin schicken wollten und den dann keiner dort haben wollte. Da haben wir eben einen anderen von uns nach Hannover (ist doch irgendwie auch Preußen!) geschickt. Und dem Horsch sein Saatgutwagen erst dahinter, 17.600 Liter und dann alles mit Säcken füllen, da graust mich richtig, wenn man sich das vorstellt und da sieht man mal wieder, wie gut es uns doch im Westen geht.
Übrigens die vom Amazonas hab ich gar nicht in der Halle 11 gefunden, wo die uns doch gesagt haben, dass dort alle Sämaschinenfabrikanten drin sein sollen.
Ja und dann war ich noch bei Väderstad. Also die hatten dort einen richtigen Zoo eingerichtet. Da stand ein ausgestopfter Elch und daneben standen noch zwei Tiger rum, aber weil ich Bayer bin, muss ich schon sagen, dass der Tiger vom Horsch bessere Gene hatte. Und dann war dort noch eine Maschine gestanden, die sich „Spirit“ nannte, soll aber nur für ganz leichte Fälle geeignet sein.
Also jetzt muss ich mir auf der Busfahrt noch einmal wirklich genau überlegen, was ich nun meinen Daheimgebliebenen alles erzähle über diese Messe.
Ambrosius Leichtgläubig
(Herr Leichtgläubig ist Landwirt in Bayern und schreibt gelegentlich für uns über seine Erfahrungen, um sich damit ein kleines Zubrot zu verdienen)