Die zwei Arten den Landwirten das Geld abzunehmen (2004)
Derzeit stöhnen alle Landwirte unter der zunehmenden Last von Preistreibereien beim Kauf von Ersatzteilen. Letztendlich ist dies nichts anderes als ein Ausdruck für die andauernde Krise der Landmaschinenindustrie. Der Erfolg praktizierender Landwirte beginnt mit dem sparsamen Einkauf von Maschinen und Geräten und die Erfolgreichsten investieren nicht mehr in einzelne Maschinen, sondern in ein ganzeinheitliches, auf den Standort bezogenes Ackerbaukonzept, welches die permanente Senkung der Stückkosten zum Inhalt hat.
Wer das anders sieht, wird als Landwirt nicht mehr dabei sein und so sinkt permanent der Maschinenkapitalneuwert im Ackerbau und damit werden gemessen an den Stand von 1990 nur noch 50% der Produktionskapazitäten der Landmaschinenindustrie benötigt. Dies und aus der ostdeutschen Sicht veralteten Vertriebssystemen ist es zu verdanken, das die ET – Preise so hoch sind und weiter steigen werden.
Analysiert man die Einkommensstruktur zum Beispiel eines Standardhändlers, so stellt man fest, dass dieser nicht mehr viel beim Verkauf von Maschinen verdient, sondern seinen Gewinn sozusagen „nach verlagert“ erwirtschaftet, indem dies bei Pflichtdurchsichten, Reparaturen und vor allem beim ET – Verkauf geschieht.
Dazu kommt, das manche Hersteller den technologischen Trend verschlafen haben, demzufolge wenig innovativ sind und dann über den Preis oder über „Bestechung mit kostenlosen Flugtickets“ versuchen, Populationen von Maschinen über den Preis zu erzielen, um sich dann am ET – Verkauf gütlich zu tun.
Da gefällt mir das System bei HORSCH ganz gut. Um das einmal in der Praxis zu testen, habe ich meinen Kumpel Schnippelmayer, Franz animiert, doch mal als Kunde einer Pronto 3 DC, welche er über seinen lokalen HORSCH-Händler gekauft hat, direkt beim HORSCH-Kundendienst anzurufen und nach dem Preis verschiedener ET zu fragen. Und tatsächlich, die haben bereitwillig zu jeder Position Auskunft gegeben. Wir haben das gleiche dann bei zwei führenden anderen Herstellern von Sätechnik gemacht, dort aber nur die Standardantwort erhalten, wir sollten uns doch an den zuständigen Händler wegen der Preise wenden.
Also gibt es nur zwei Möglichkeiten für solch unterschiedliches Verhalten, entweder hat es der HORSCH nicht nötig insbesondere bei ET sein Geld zu verdienen oder die haben eben aus ihrer bäuerlichen Herkunft resultierend, eine andere Auffassung zur Art des Geldverdienens.
Also liebe Berufskollegen, schauen Sie doch mal selbst, und zwar vor einer Kaufentscheidung, was bei wem Ersatzteile kosten und wie häufig man welche kaufen muss, damit Sie auch morgen noch etwas mehr von Ihrem sauer verdientem Geld besitzen!
Ihr Ambrosius Leichtgläubig
(Der Autor und sein Enkel Moritz sind praktizierende Landwirte und schreiben in unregelmäßigen Abständen für die Fachagentur)